Vereinsabend
Freitag, 26. Mai 2023, 20:00 UhrWeitere Informationen zu diesem Anlass
Am 26.05.2023 um 20:00 Uhr treffen wir uns zu einem vereinsinternen Beobachtungsabend in der Sternwarte Simplon-Adler. Es wird noch taghell sein, denn die Sonne ist erst seit 15 Minuten unter dem Horizont. Beginnen werden wir mit einem interessanten Vortrag von Yvette über unseren Nordstern „Polaris“. Immerhin gehören wir zu den Glückspilzen, die einen von blossem Auge sichtbaren Stern haben der fast exakt beim nördlichen Himmelspol liegt. Warum das nicht immer so sein wird zeigt uns Yvette in ihrem Vortrag. Sie wird uns noch allerhand andere Fakten zu diesem besonderen Stern näherbringen.
Da es Ende Mai lange dauert bis die Dunkelheit hereinbricht, werde ich die Dämmerung mit einem Vortrag über bemannte Reisen zum Mars überbrücken. Es ist kaum zu glauben, was für Probleme und Risiken entstehen, einzig und allein, weil der Mensch auf einer solchen Reise einmal mitfliegen will! Nur ein Beispiel - im Gegensatz zu einem Roboter löst der Mensch eine Retourfahrkarte.
Nach den beiden Vorträgen und einer Kaffeerunde wird es über der Sternwarte sicher langsam dunkel genug sein, um zumindest den fast halb beleuchteten Mond und die hell leuchtende Venus zu bewundern. Auch sie wird als Halbkugel zu sehen sein. Um 22:30 Uhr beginnt die astronomische Dämmerung. Um 23:33 Uhr wird die Sonne 18° unter dem Horizont sein und die maximale Finsternis ist erreicht. Einzig der Mond wird bei der Jagd auf die Deep-Sky- Objekte noch etwas stören. Für die Himmelsbeobachtungen muss selbstverständlich auch das Wetter mitspielen.
Als Motivation für aktive Vereinsmitglieder, die auch in den kurzen Nächten des Sommerhalbjahrs ihrem Hobby frönen, werden wir „12 Fotomodelle am Sommerhimmel“ auflisten, mit denen sich interessierte AGO-Fotografinnen und Fotografen diesen Sommer beschäftigen könnten. Es sind Objekte die mit den Teleskopen in unserer Sternwarte relativ einfach aufzunehmen sind.
- Remo Glaisen
Bericht
Am Freitagabend, 26. Mai trafen wir uns zum zweiten Vereinsabend in diesem Jahr. Gegen 20 Uhr war die theoretische Ausbildung der neuen Demonstratoren im Schulungsraum beendet. Draussen war es noch taghell. So eröffnete Yvette den Abend mit einem Vortrag über unseren Nordstern Polaris. Wir auf der Nordhalbkugel sind ja in der glücklichen Lage, nahe am Himmelsnordpol einen hellen, von blossem Auge sichtbaren Stern anzutreffen. Auf der südlichen Hälfte der Erdkugel gibt es dagegen nichts dergleichen. Yvette erklärte uns nun verschiedene Eigenschaften von Polaris und verglich sie mit unserer Sonne. Dass wir uns mit der aktuellen Position von Polaris glücklich schätzen können, zeigte sie anhand der Präzessionsbewegung der Erde, die sich auf den Nordpol am Sternenhimmel auswirkt. Auf der Kreisbewegung gibt es nur einen hellen Stern, nämlich Thuban im Drachen, der näher am Nordpol liegt als Polaris. Das war zuletzt um 3500 v. Chr. der Fall.
Nach Yvette folgte Remo mit einem Vortrag über Probleme, die sich bei einem bemannten Raumflug zum Mars stellen. So gibt es z.B. in den nächsten Jahren nur zwei kurze Zeitfenster, um auf einer energietechnisch günstigen Hohmann-Bahn zum Mars aufzubrechen. Das liegt unter anderem daran, dass die Marsbahn nicht rund, sondern exzentrisch um die Sonne verläuft. Die nächste Gelegenheit für den Start einer bemannten Mission würde sich im April 2033 bieten, was jedoch unrealistisch ist. Dann folgt eine weitere Möglichkeit im März 2048. Die Ankunft bei Mars wäre dann gegen Ende diese Jahres. Da die Astronauten bzw. Astronautinnen wohl wieder zurück auf die Erde möchten, müssten sie bis März 2050 auf den Rückflug warten, um im November desselben Jahres wieder bei der Erde anzukommen.
Solch eine Reise bietet eine Fülle von Problemen und Unwägbarkeiten. Neben der langen Dauer der Mission darf natürlich nichts schief laufen. Die Rückkehr nach einer Runde um den Mond, wie beim Unfall auf Apollo 13 geschehen, ist bei der Marsmission nicht möglich. Neben der psychischen Anforderung an ein solch langes Unternehmen ist vor allem die kosmische Strahlung problematisch, da man die Teilnehmer davor kaum ausreichend schützen kann.
Nach den beiden Vorträgen war es dunkel genug für erste Beobachtungen am Himmel. Der Mond stand an diesem Abend in der Nähe von Regulus im Löwen und war fast zur Hälfte beleuchtet. Im Teleskop konnte man die Mare und Krater auf der beleuchteten Hälfte gut erkennen, insbesondere mit dem Binokular am Takahashi. In westlicher Richtung stand die Venus noch weit über den Bergen. Im Teleskop zeigte sich der Abendstern wie der Mond halb beschienen. Über Venus waren die Zwillingssterne Castor und Pollux zu erkennen. Zwischen Venus und Mond war auch unser Nachbarplanet Mars zu beobachten.
Nach Erreichen der astronomischen Dämmerung störte nur noch das Mondlicht. Dennoch konnten verschiedene hellere Deep-Sky-Objekte aufgefunden werden wie der Ringnebel M47 und die Kugelsternhaufen M13 und M92. Die Demonstratoren in Ausbildung konnten sich dabei an der FS2-Steuerung üben. Ausserdem wurde ihnen anhand der Sternbilder und hellen Sternen die Orientierung am aktuellen Nachthimmel nahe gebracht.
Nach Mitternacht testeten Hugo und Remo noch mit Erfolg eine umgebaute Astrokamera, bevor sie um 1:30 Uhr das Dach der Sternwarte schlossen.
An diesem gelungenen Vereinsabend nahmen 15 AGO-Mitglieder teil. Wir danken Yvette und Remo für die interessanten Vorträge und Remo für die Organisation des Anlasses.
- Michael Hauck